Beim Österreichischen Tanzlehrer-Kongress (Verband der Tanzlehrer Österreich – VTÖ) war er ein großes Gesprächsthema – der Wiener Walzer. Der in Österreich entwickelte Standardtanz setzt seinen Welterfolg fort und wird 2019 wieder zum Trend. Der Wiener Walzer – als Variation des klassischen Walzers gilt als äußerst anspruchsvoller Gesellschaftstanz, der mit hoher Geschwindigkeit und schnellen Schritten getanzt wird. In besseren Kreisen ursprünglich verpönt, da sehr eng getanzt, wurde der Tanz schließlich ab 1814 richtig populär, und heute spielt er bei gesellschaftlichen Ereignissen immer noch eine tragende Rolle.
Nach über 200 Jahren spannender Geschichte ist der Wiener Walzer einer der fünf Standardtänze weltweit, der auf Bällen, Redouten, in der Silvesternacht, auf dem Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker oder dem Ball der Bälle – dem Wiener Opernball – nicht wegzudenken ist. Faszinierend ist die Tatsache, dass der Wiener Walzer, dessen Wurzeln im bäuerlichen Volkstanz liegen, in der damaligen Zeit die Ober- und Unterschicht gleichermaßen ansprach und Unterschiede wegtanzte – ein Tanz, der die Massen vereinte und sich auf ganz Europa ausbreitete. Dass der Wiener Kongress, der von September 1814 bis Juni 1815 neue Grenzen in Europa festlegte und restaurieren wollte, auch Walzer tanzte, zeigt uns, wie sehr sich damals das neue Lebensgefühl durchsetzte. Der Sieg des Walzers war ein Sieg des Volkes. Der Walzer als Phänomen – stark eingebettet in die Geschichte Wiens – entwickelt sich als Modetanz und schafft es immer mehr, die Machtposition traditioneller Herrschaftsschichten zu entkräften. Der Linkswalzer war zunächst wegen Unzüchtigkeit durch die enge Berührung der Paare verpönt. Dieser Tanz wurde zum Synonym für Revolution – auch auf sexueller Ebene, denn kaum zuvor ist man sich beim Tanzen so nahegekommen. Der Walzer war Poesie und Romantik, Ausbruch, Rausch und Verzückung! Mit „Leib und Seele“ wollte man tanzen, und der Walzer gehörte mit zur deutschromantischen Revolution. Walzer galt als erotischer Werbe- und Paartanz und wurde „Weller“, d. h. „Walzer“ genannt. Es war aber die geschlossene Körperhaltung nicht während des ganzen Tanzes üblich, die enge Umschlingung war der Höhepunkt. Es war ein tänzerisches Spiel von Werben, Umkreisen, Fliehen und Fangen des Partners, und vor 1770 berührten sich meist nur die Hände.
Der Wiener Walzer ist durch seine Eleganz einfach immer zeitgemäß, hat sich trotz Höhen und Tiefen in der Geschichte immer durchgesetzt und wird jedes Jahr von einer neuen Generation neu entdeckt und geliebt.
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